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AutorenbildThomas Kammel

Werkstattkonzert des Neuen Kammerchors Heidenheim zum Auftakt der Saison

Der Neue Kammerchor Heidenheim präsentierte einen musikalischen Werkstattabend voller Überraschungen und Emotionen.

 

„Non-finito" - unter diesem Motto stand das erste Konzert der Saison des Neuen Kammerchors Heidenheim. In der vollbesetzten St. Petrus und Paulus Kirche in Gerstetten präsentierte der Chor dem Publikum ein „Werkstattkonzert", bei dem neben Stücken aus dem Chor-Repertoire auch ganz neue, noch „unfertige" Werke erstmals in der Öffentlichkeit gesungen wurden. Ziel war es, auch den neuesten Chormitgliedern, die teilweise erst seit zwei Wochen an den Proben teilnehmen, unmittelbar nach ihrem Einstieg in den NKC die Möglichkeit zu geben, erste Konzerterfahrungen zu sammeln.

 


Ein überwältigend immersives Konzert

Die rund 70 Sängerinnen und Sänger eröffneten das Konzert mit einem „Kyrie Eleison" und erfüllten so das Kirchenschiff mit gregorianischen Klängen. Unter dem Dirigat von Thomas Kammel und der virtuosen Kyoko Kanazawa am Flügel präsentierte der Chor dann abwechselnd „Altes" und „Neues". Auf das bezaubernde „All things bright and beautiful" von John Rutter, bei dem die Frauenstimmen über dem wohligen Klangteppich der Männerstimmen strahlten, folgte der wunderschöne letzte Satz aus Ola Gjeilos „Sunrise Mass" mit dem Titel „The Ground".

Auch Kammels Philosophie, seinen jungen Sängerinnen und Sängern einen umfassenden Einblick in verschiedene Epochen der Musikgeschichte zu ermöglichen, spiegelte sich im Programm wider. So folgten zwei Vertonungen von „Ave verum corpus", wobei die erste vom Renaissance-Komponisten William Byrd aus dem Jahre 1605 stammt, während die zweite der Feder des zeitgenössischen Komponisten Michael John Trotta entsprungen ist.

 

Mit Dick Bolks Spiritual „Witness" bewies der Chor abermals sein Können, hatte er doch unter anderem mit diesem Stück erst wenige Monate zuvor in Südafrika beim Eisteddford Stellenbosch die höchstmögliche Auszeichnung „Cum Laude" erhalten. Eine wohlige Gänsehaut beim Publikum erzeugten die jungen Sängerinnen und Sänger mit „Even when he is silent" von Kim André Arnesen, durch die leisen Töne der einzelnen Stimmen, die aneinander rieben. Ein Highlight des Abends stellte mit Sicherheit Ola Gjeilos „Evening Prayer" dar, bei dem die Kirche neben den sanften Stimmen und den wohligen Tönen des Flügels auch von den zarten Klängen eines Saxofons, gespielt von Lina Koch, erfüllt wurde. 

 

Für das schwedische Volkslied „Trilo" veränderte der Chor seine Position und die Männer wechselten an die Seiten der Bühne, um die Frauen in die Mitte zu nehmen. Es heißt, „Trilo" sangen die mit Sorge warteten Ehefrauen, während sie an der felsigen Küste standen und am Horizont die Schiffe ihrer Männer erblickten. Die zu Beginn und zum Ende hin ertönenden Quinten der Männerstimmen vermitteln das Bild eines sanften, nebligen, unendlichen Meeres, in dem nur die Nebelhörner zu hören sind. Eingeleitet mit einem Solo von Emilia Burkart singen die Frauen „Hier ist er. In der Nähe des Landes", sich dabei in den Armen haltend und eine Jede in ihrem eigenen Tempo, wodurch ein wundervolles Hörerlebnis für das Publikum geschaffen wird. „Bei dem schwedischen Musikstück habe ich die Augen geschlossen und hörte das Meer und den kalten Wind wehen. Ich stellte mir das Meer vor und versuchte mit den Frauen nach den Segeln am Horizont Ausschau zu halten. Es war ein intensiv magischer Moment.", berichtete ein Zuhörer nach dem Konzert. 

 

Zum Ende des Konzerts hin bewiesen die jungen Sängerinnen und Sänger, dass sie sich auch in der Pop-Musik behaupten können und brachten mit „Hero" von Mariah Carey und „Thank you for the Music" von ABBA alle in der Kirche zum Lächeln und Mitwippen. Mit den letzten verklungenen Tönen belohnte das Publikum den Chor schließlich mit viel Applaus und stehenden Ovationen. Ein Paar fasste ihr Konzerterlebnis gut zusammen, sei ihnen doch eine Werkstatt-Aufführung versprochen worden, in der noch manche Sachen unfertig und unsauber wäre, doch davon habe man nichts gespürt - es sei ein überwältigend immersives Konzert gewesen.

 

So bot dieser Abend doch weit mehr als nur einen Blick in die Werkstatt des Chores und stellte einen mehr als gelungenen Auftakt der Saison dar.

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